VON Anna Groos ZU Newsletter | 07.04.2025
SCHLAGWÖRTER

Facilitation Snackletter #2

Der Frühling kommt!

Schon lange im Postfach, ab heute auch im Blog!

Hallo Snack-Freund*innen,

was snacken wir im Frühling? Den ersten Spargel vielleicht? Hier in Hessen natürlich „Grüne Soße“, nur echt mit sieben Kräutern.

Passend dazu haben wir in dieser Frühlings-Ausgabe des Facilitation Snackletters sieben snackable Snacks für euch: Lasst sie euch schmecken!

  1. Ganz langsam: Planlos im Wald
  2. Ganz schnell: Pitch-Training mit Mad Tea
  3. Volltreffer: Rückblick mit Retro-Dart
  4. Ja, sicher: Aufstellen für große Entscheidungen
  5. Banden bilden: Programm für Changemaker
  6. Gemischte Tüte: Ein knackige Energizer zum Ausprobieren und Nachmachen
  7. Gesalzene Links: Podcasts, Interviews und was wir sonst noch teilen wollen

1. Ganz langsam: Planlos im Wald

Wer uns quäntchen kennt, weiß: Wir lieben Methoden. Wir lieben es, einen Plan zu haben – und sei es, um ihn wieder umwerfen zu können. Doch zu Beginn dieses Facilitation Snackletters empfehlen wir euch keine Methode, sondern genau das Gegenteil.

Vor ein paar Wochen haben wir uns zum Onsite in Darmstadt getroffen. Weil wir uns als ganzes Team meist remote sehen und nur in wechselnden Workshop-Tandems in Präsenz, gibt es feste Termine im Jahr, an denen wir uns alle gemeinsam vor Ort treffen. Dabei hat sich etabliert: Zu Beginn gönnen wir uns komplett freie Zeit. Kein Plan, keine Methode, kein Ziel. Einfach nur wir. Zum Ankommen – aber auch zum Nachholen. Denn als Remote-Team haben wir kaum Zeit, in der einfach mal nichts passiert.

Diesmal haben wir einen langen Waldspaziergang miteinander gemacht. Haben geplaudert, zu zweit, zu dritt und in der großen Gruppe. Wir haben gemeinsam gegessen, die Köpfe gelüftet und uns Luft gelassen, um einfach nur zusammen zu sein.

Uns tut diese Luft im Teamtag jedes Mal gut. Es muss nicht immer alles geplant sein. Manchmal braucht’s auch Freiraum, damit etwas entstehen kann.

Das brauchst du zum Nachmachen:
👉 drei bis vier Stunden Zeit
👉 Menschen, mit denen du gerne Zeit verbringst
👉 Natur

2. Ganz schnell: Pitch-Training mit Mad Tea

„Verkauft euer Produkt in zehn Sekunden. 3.. 2.. 1.. LOS!”

Klingt stressig? War es auch. Aber mit dem richtigen Tee funktionierte es ganz gut.
Kersten war Anfang des Jahres damit betraut, ein Team dabei zu unterstützen, sich in Richtung Direktvertrieb vorzutasten. Bisher haben sie ihre Produkte fast ausschließlich B2B angeboten – und das könnte sich in Zukunft ändern.

Dieses erste Vortasten hätten wir langsam und bedächtig angehen können. Über Werte und Produktversprechen diskutieren, Ziele formulieren und sich von der Metaebene aus nähern.
Oder halt direkt reingehen und schauen, was passiert und wie es sich anfühlt.

Kersten entschied sich für Variante zwei und lud die Gruppe zu einer Mad Tea Party ein. (Mad Tea Party ist eine Liberating Structure, die ihr gerne hier nachlesen könnt: liberatingstructures.de/mad-tea-party/)

So funktioniert unsere abgewandelte Version von Mad Tea:

1. Die Gruppe bildete einen Innen- und einen Außenkreis, sodass sich immer jeweils zwei Personen anschauten. Der Innenkreis spielte den Vertrieb, der Außenkreis die Endkund*innen.

2. In drei Runden stellte der Innenkreis dem Außenkreis das Produkt vor. In der ersten Runde gab es 60 Sekunden, in der zweiten Runde 30 Sekunden, in der dritten Runde nur 10 Sekunden Zeit. Aufgabe: „Erklären Sie Ihren Kund*innen, warum er*sie das Produkt kaufen sollte.“

3. Nach jeder Runde drehte sich der Außenkreis eine Position weiter. Die Paare waren also in jeder Runde unterschiedlich.

4. Nach den ersten drei Runden wurden die Rollen getauscht und der Außenkreis verkaufte das Produkt an den Innenkreis.

5. Nach der wilden Teeparty kam die Gruppe in einer Fishbowl zusammen und tauschte sich dazu aus, was sie in der Übung erkannt hat.

Was bei allen Teilnehmer*innen hängen blieb: In zehn Sekunden zum Punkt kommen zu müssen hilft dabei, nicht gleich alles zu zerdenken. Und aus so vielen Pitches purzelten Muster heraus, mit denen die Gruppe strategisch weiterarbeiten konnte.

💡 Wir lernen: Manchmal darf es langsam sein. Und manchmal hilft eine erste Überforderung dabei, schneller zum Punkt zu kommen.

Das brauchst du zum Nachmachen:
👉 eine Gruppe (gerade Anzahl ist von Vorteil)
👉 die Anleitung zu Mad Tea Party
👉 Stühle für Fishbowl
👉 etwa zwei Stunden Zeit

Illustration einer Dartscheibe, auf die unterschiedliche Gegenstände fliegen (eine Banane, Axt, Blumentopf, Pfeil etc).

3. Volltreffer: Rückblick mit Retro-Dart

„Was war in der letzten Woche (fast) ein Volltreffer? Und was ging eher daneben?“

Wir planen immer fleißig, was als Nächstes passieren soll – aber wie oft halten wir wirklich inne und schauen zurück? Reflexion kostet Zeit, lange Retro-Meetings fühlen sich oft wie eine zusätzliche Aufgabe an. Ganz anders beim Retro-Dart.

Diese Methode macht den Wochenrückblick knackig und visuell: Alle Teammitglieder notieren auf Post-its ihre Highlights und Lowlights. Dann werden die Zettel auf eine Dartscheibe geklebt – Volltreffer in die Mitte, was daneben ging an den Rand. Das Ergebnis? Ein schneller, ehrlicher Überblick über das, was gut lief, und das, was beim nächsten Mal besser laufen könnte.

So geht’s:
  • Jede*r reflektiert für sich die vergangene Woche und schreibt max. drei Ereignisse auf Post-its.
  • Alle platzieren gleichzeitig ihre Zettel auf einer Dartscheibe: Was lief in die Mitte, was nicht lief nach außen.
  • Das Team schaut sich die Dartscheibe an, stellt Verständnisfragen und markiert mit Klebepunkten Post-its, zu denen es mehr hören möchte.
  • Blitzlicht-Runde: Die ausgewählten Post-its werden vorgestellt – von außen nach innen.

Was bleibt hängen? Reflexion muss nicht kompliziert sein. In 20 Minuten entsteht ein gemeinsames Bild der Woche – ohne großes Drumherum.

Für 9 Spaces von Neue Narrative haben wir die Methode ausführlich beschrieben. Hinter der (sehr lohnenswerten) Paywall gibt’s außerdem noch ein Miro-Board, mit dem du direkt loslegen kannst:

 

Du möchtest das Rückblick-Dart als PDF? Dann schreib Jacob und er schickt es dir per Mail.

Das brauchst du zum Nachmachen:
👉 ein (virtuelles) Whiteboard oder Flipchart
👉 Post-its & Klebepunkte
👉 etwa 20 Minuten Zeit

4. Ja, sicher: Aufstellen für große Entscheidungen

Eine Organisation befindet sich in einer Krise. Sie steht vor einer wichtigen Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Zur Auswahl stehen: Weg A und Weg B. Eine Gruppe trifft die Entscheidung. Es ist wichtig, dass alle ihre Entscheidung überzeugt treffen, denn die Umsetzung wird nur gelingen, wenn möglichst viele mitwirken, weil sie hinter dem Weg stehen oder ihn zumindest akzeptieren.

Diese Gruppe von Entscheidenden begleiteten Lena und Tobias bereits viele Workshops lang. Mit dem Näherrücken von großen Entscheidungen stieg die Anspannung: Was denken die anderen? Wollen sie etwas anderes als ich? Was will ich eigentlich wirklich?

Antworten geliefert hat ein Workshop mit „Probeentscheidung“ und der ging so:
  1. Die Teilnehmenden stehen um das Spielfeld. Die Moderation erläutert die drei Entscheidungsoptionen: Weg A, Weg B und Weg C (Wir entscheiden nichts und auch das hat Konsequenzen).
  2. Die Moderation bittet die Teilnehmenden, sich umzudrehen, bis sie ganz sicher sind, wo sie sich hinstellen werden. Erst wenn alle wieder in die Mitte schauen, kommt die Aufforderung, sich aufzustellen – zunächst an der Achse Weg A <-> Weg B. Wer für Weg C ist, bleibt außerhalb stehen.
  3. Nun folgt die zweite Achse. Die Moderation fragt: „Wie hat sich die Aufstellung angefühlt? Wart ihr sicher? Dann bewegt euch nach da! Wart ihr unsicher? Dann bewegt euch nach dort!”
  4. Die Moderation läuft von Quadrant zu Quadrant und fragt die Teilnehmenden: „Warum stehst du, wo du stehst?“ Die Antworten werden nicht kommentiert.
  5. Die „unsicheren“ Teilnehmenden notieren Fragen, auf die sie Antworten brauchen, um ihre Unsicherheit zu verlieren.
  6. Die Fragen werden in einem passenden Gesprächsformat geklärt. (In unserem Fall war’s eine Lean Coffee Fishbowl (Link).
  7. Wiederholung. Alle stellen sich möglichst exakt an die Stelle aus Runde 1. Dann fragt die Moderation, ob sich der Standpunkt verändert hat. Bei denen, deren Position sich geändert hat, kann die Moderation nachfragen.
Was die „Probeentscheidung“ aus unserer Sicht gebracht hat:
  • Ein Reframing von Unsicherheiten: Es ist okay, sich unsicher zu fühlen und ausgesprochen kann sie uns helfen, die Entscheidung besser zu machen.
  • Keine Entspannung, aber Ent-Spannung: Die Entscheidung bleibt groß, aber zu wissen, wo die Gruppe der Entscheidenden steht, bringt Klarheit.
  • Vertrauen in den Prozess: Zu erleben, dass alle gehört und ernst genommen werden, stärkt das Vertrauen.
  • Option C „wir entscheiden nichts“, stärkt den Mut, eine Entscheidung zu treffen.

Für uns und die Gruppe war das eine ganz besondere Aufstellung.

Das brauchst du zum Nachmachen:
👉 Du brauchst einen großen Raum, buntes Tape und vier Flipcharts
👉 Mit dem Tape klebst du zwei sich kreuzende Achsen
👉 An den Enden der Achsen stehen die Flipcharts: Achse 1 = Weg A <-> Weg B / Achse 2 = sicher <-> unsicher

5. Banden bilden: Programm für Changemaker

In diesem Jahr begleiten wir das „Changemaker-Programm für Integrationsmacher*innen” von Lokalprojekte und Robert Bosch Stiftung. Zum Kick-off kamen aus ganz Deutschland Fach- und Führungskräfte der kommunalen Integrationsarbeit für Geflüchtete und Migrant*innen in die queststadt, um zwei Tage von- und miteinander zu lernen.

Finanzieller Druck, Fachkräftemangel, Druck von rechts, eine verzerrte mediale Wahrnehmung – die Integrationsmacher*innen in Deutschland haben es gerade nicht leicht und machen gleichzeitig einen so wichtigen und engagierten Job. Wenn der Druck groß wird, gilt es Banden zu bilden. Denn Zeit mit dieser Bande zu verbringen, hilft beim Regenerieren und Kraft tanken.

Deshalb bauten wir das Training zweigleisig auf: Wir bildeten eine Bande und bildeten die Bande.

1 – Die Bande bilden
In ihren Projekten und Prozessen sind die Integrationsmacher*innen vor allem verantwortlich fürs Ergebnis. In Darmstadt haben wir trainiert, Verantwortung für den Prozess zu übernehmen. Die Teilnehmenden erlebten, wie sie in der Rolle des Facilitators erkennen, was Projekt und Projektbeteiligte brauchen und wie sie dabei durch passende Methoden führen. Zum Beispiel: Kritiker*innen einbinden mit der Pre-Mortem-Methode, Perspektiven austauschen mit dem Conversation Café, Entscheidungen treffen mit 1-2-4-All.

In einer Methodenwerkstatt konnten die Teilnehmenden verschiedene Rollen an echten Fällen austesten – und reflektieren, wie sie sich als teilnehmende oder moderierende Person gefühlt haben.

2 – Banden bilden
Der Vorteil einer homogenen Trainingsgruppe: Alle haben ähnliche Herausforderungen!

In Kollegialen Fallberatungen gaben die Teilnehmenden einen Einblick in ihre Projekte, stellten Fragen, berieten und bestärkten sich. Es entstand ein Gemeinschaftsgefühl und ein tiefes Verständnis für die Arbeit der anderen.

Die Gruppe wird in den nächsten Monaten weiter zusammenarbeiten, das Gelernte vertiefen, sich zu ihren Projekten und Prozessen beraten und sich in ihrer Arbeit bestärken.

Viva la Integration!

Das brauchst du zum Nachmachen:
👉 Du hast eine Bande gebildet und möchtest sie weiterbilden? Melde dich gern bei uns.

6. Gemischte Tüte: Ein knackiger Energizer zum Ausprobieren und Nachmachen

🫣🤳🏽 Versteck dich vor der Kamera!

Wunderbar lustiges Spiel für zwischendurch, wenn der Kopf aus- und der Körper angeknipst werden sollen. Perfekt für Gruppen zwischen fünf und zehn Personen.

Ziel des Spiels: Eine Person versucht, mit verbundenen Augen Fotos von den anderen Personen im Raum zu machen. Die anderen Personen versuchen, nicht fotografiert zu werden. Kreative Verstecke vor der Kamera sind absolut gewollt.

So geht’s:
  • Die Gruppe wählt eine Person aus, die sich die Augen verbinden lässt und auf ihrem Handy die Kamera aktiviert.
  • Diese Person stellt sich in der Mitte des Raumes auf.
  • Der Rest der Gruppe verteilt sich im Raum.
  • Die Moderation gibt ein Zeichen und das Spiel beginnt: Die Person mit den verbundenen Augen versucht, möglichst viele Menschen fotografisch zu erwischen – alle anderen versuchen, nicht fotografiert zu werden.
  • Nach zwei Minuten endet die Runde, alle sichten die Fotos und freuen sich über absurde Verrenkungen.
  • Wenn Zeit ist, kommt die nächste Person an die Reihe.
Anna Groos

Über den Autor

Anna Groos

Was Anna ausmacht, ist ihr Gespür für Menschen.

Das merken unsere Kund*innen, wenn Anna in Zielgruppen-Interviews – Empathie voraus – nach dem Problem forscht, aus dem sich rentable Produkte entwickeln lassen. Wenn sie bei der Suche nach neuen Geschäftsmodellen vehement aus Sicht der Zielgruppe argumentiert (und damit schon so manchen Startup-Traum hat platzen lassen). Wenn sie gemeinsam mit Teams herausfindet, wie sie wirklich wirklich arbeiten wollen. Wenn sie in Workshops eine angenehme Atmosphäre schafft, die sich fast schon nicht mehr wie Arbeit anfühlt. Oder wenn sie genau die richtigen Menschen findet, um große Ideen Realität werden zu lassen.

Das merken wir quäntchen, wenn Annas Antennen winzigste Unstimmigkeiten im Team in nullkommanix erspüren. Wenn sie uns ansteckt mit ihrer Begeisterung für ihre Herzthemen: Klimaschutz, Feminismus und schöne Sprache. Wenn sie Teamabende organisiert, weil sie findet, das sei jetzt aber mal wirklich wieder an der Zeit. Wenn sie sich Event-Formate ausdenkt, die Menschen wirklich zusammenbringen.

Wir könnten sagen, Anna ist eine super Produktentwicklerin, Event-Erfinderin, Texterin und Netzwerkerin. Wir sagen aber einfach: Anna mag Menschen.

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