The Länd of the Future, Junger Kongress zum Thema Klimaschutz
Für und mit dem Netzwerk Junges Engagement durften wir die Veranstaltung planen und moderieren.
Die Begriffe Social Media, Web 2.0 und Social Web werden häufig synonym verwendet. Doch auch wenn die Abgrenzung schwer fällt – richtig ist es nicht.
Zugegeben: Die Recherche nach Artikeln, die versuchen, die Mainstream-Vokabeln zu unterscheiden, gestaltet sich schwierig. Zwar finden sich einige Ansätze – wirklich fundiert und aktuell sind aber nur sehr wenige.
Selbst der sonst so verlässliche Partner Wikipedia schwächelt ein wenig: Weder existiert ein Artikel zum Social Web noch taucht der Begriff im Zusammenhang mit Web 2.0 auf. Zumindest in der deutschen Version, die englische Wikipedia ist da bereits einen oder zwei Schritte weiter.
Einen sehr guten Einstieg ins Thema liefert Jan Rechlitz, der in seinem Blog „Pornokratie“ Web 2.0, Social Software, Social Media, Social Networks und Social Web auf Basis seiner Diplomarbeit wissenschaftlich unterscheidet. Auch er stellt fest, dass die Abgrenzung – selbst in der Fachliteratur – nicht einheitlich ist und möchte seine Ergebnisse offen diskutieren.
Zunächst aber ein kleiner Rückblick: Folgt man Tim Berners-Lee, dem Begründer des World Wide Web, gibt es vom Grundgedanken her zwischen Web 1.0 und Web 2.0 keinen Unterschied:
„Web 1.0 was all about connecting people. […] The idea of the Web as interaction between people is really what the Web is. That was what it was designed to be as a collaborative space where people can interact.“
Bestes Beispiel dafür: Das bereits Ende der 70er entwickelte Usenet, ein elektronisches Netzwerk, das prinzipiell von jedem Menschen genutzt werden kann und sich aus „User“ und „Network“ zusammensetzt.
Fast 30 Jahre später sprechen wir, O’Reilly folgend, von Web 2.0 oder mitunter sogar von einer „Social Media Revolution“ (Video), wenn es darum geht, dass Menschen im Netz immer intensiver partizipieren (publizieren, kommentieren, bewerten, vernetzen…) können. Wie ist es dazu gekommen?
Es liegt daran, dass zwischenzeitlich das Web von Unternehmen instrumentalisiert wurde, die massenhaft dem Ruf „Wir müssen ins Netz” gefolgt sind. Wolf-Dieter Roth hat es 2006 schon zusammengefasst:
“Die großen Unternehmen […] wollten das WWW und damit dann auch gleich das ganze Internet zu E-Kommerz und Rundfunk umfunktionieren und aus der aktiven Gemeinschaft, in der jeder auch selbst Inhalte beisteuerte, ein passives Konsumgut machen, das nur noch mit vorgekauten Inhalten der großen Konzerne bestückt werden durfte.“
Von daher ist es durchaus angebracht, der Entwicklung der letzten Jahren einen (oder mehrere) Namen zu geben. Nach Rechlitz beschreibt Web 2.0 dabei die „grundsätzliche Entwicklung und Veränderung des Internets“ hin zu mehr Interaktion. Im Vordergrund steht also eine veränderte Nutzung durch die Menschen (oder von der Masse der Menschen – Usenets beispielsweise wurden in der Zwischenzeit ja nicht abgeschaltet). Beispiele sind Wikis, Podcasts, Bookmarks und Social Networks.
Das Social Web baut auf den Prinzipien auf und ist dementsprechend der soziale Teil des Web 2.0, der sich die Technologien und Ideologien zu eigen macht. Konkret bedeutet dies, dass die Nutzer im Social Web die geschaffenen digitalen Räume mittels Social Media und Social Networks einnehmen, wie es Rechlitz zusammenfasst.
Social Media und Social Networks sind also Online-Kommunikationskanäle des Social Webs. Ihre Abgrenzung ist nicht eindeutig, generell unterscheidet sie aber der Grundgedanke: Bei Social Media (Blogs, Wikis…) geht es darum, dass es jedem ermöglicht wird, Inhalte zu erstellen, zu verbreiten, zu bewerten (…), wohingegen Social Networks in erster Linie der Vernetzung der Nutzer dienen (Xing zum Beispiel).
Diese Trennlinie wird in der Praxis aber immer unschärfer. Bei Facebook beispielsweise treffen beide Eigenschaften gleichermaßen zu; so findet sich auf der Startseite der Slogan des Unternehmens:
„Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen.“
Claudia Sommer erklärt das Verhältnis so: „Social Media versucht die Kommunikation in und mit sozialen Netzwerken zu beschreiben“. Rechlitz argumentiert in die selbe Richtung und verweist darauf, dass ein Social Network auch über Verlinkungen innerhalb der Blogosphäre entstehen kann. Via Blogroll kann dies auch für Außenstehende schnell ersichtlich sein.
In der Umgangssprache spielen diese (spitzfindigen) Unterschiede allerdings kaum eine Rolle. Dort werden vor allem Web 2.0 und Social Media mehr oder minder synonym verwendet, wobei ersteres eindeutig an Bedeutung verliert, wie anhand der Google Trends abzulesen ist.
Falls jemandem nach den vielen kleinen Definitionen etwas schwindelig ist, sollte er einen Blick in die Präsentation werfen, in der ich das Verhältnis der Begriffe visualisiert habe:
Web 2.0, Social Web, Social Media: Wording der Online-Kommunikation from quäntchen + glück
Über den Autor
Jan ist Datenwächter, Projekt-Jongleur und Finanzminister. Kaum jemand hat seinen Überblick oder sein Organisationstalent – und niemand seine Begeisterung für Zahlen. Als Mitgründer von quäntchen + glück ist er von Beginn an dabei und Impulsgeber für einige der quäntigsten Format-Einführungen: Urlaubsflatrate, quämp, Speedback oder Sparrings. Und ganz nebenbei hat er (mehr oder weniger freiwillig) den DSGVO-Hut auf. Danke, dass du immer ein offenes Ohr, klasse Kommunikationstipps und die trockensten Witze auf Lager hast.
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