The Länd of the Future, Junger Kongress zum Thema Klimaschutz
Für und mit dem Netzwerk Junges Engagement durften wir die Veranstaltung planen und moderieren.
Google ist massenweise Kritik bei Änderungen an seinen Plattformen mittlerweile mehr als gewohnt. Bereits das letzte YouTube-Update, dass ein übergreifendes Channeldesign (One Channel) für alle User einführte, stieß auf wenig Gegenliebe. Mittlerweile ist dieses Aussehen allgemein akzeptiert und für gut befunden worden – wie so häufig bei Veränderungen. Ob das Update der Kommentarfunktion vom 6. November 2013 ähnlich angenommen wird, ist dagegen zweifelhaft. Tatsächlich werden die Änderungen von der Community so universell abgelehnt, dass sich auf change.org mittlerweile zahlreiche Petitionen zur Rücknahme finden – deutlich mehr, als normalerweise zu einem Einzelthema bei Youtube gestartet werden. Obwohl diese Anträge nichts bewirken werden, haben sie über 100.000 Menschen unterstützt – das ist eine Hausnummer. Aber was stört die User eigentlich an diesem letzten Update?
Gute Updates, schlechte Updates
Die Kommentare von YouTube hatten eine Überholung seit Jahren dringend nötig. Das Update führt (endlich) eine Thread-Ansicht ein. Das heißt, dass direkte Antworten auf einen Kommentar seitlich eingeschoben unter diesem dargestellt werden. Kein Scrollen ist mehr nötig, kein Klick auf „Antwort anzeigen“ samt Ladezeit. Die Kommentarspalte wirkt dadurch aufgeräumt und nach Dialogen unterteilt. Weitere lange vermisste Features: Kommentare können nun nachträglich editiert werden, Hashtags ermöglichen das Aggregieren von Themen. Kein Problem bis hierhin.
Doch jetzt beginnt das Grauen: Kommentare unterliegen seit letztem Mittwoch keiner Zeichenbegrenzung mehr. Schlimmer: Auch Links können nun direkt eingebettet werden. Sicher hatten Googles Entwickler dabei Gutes im Sinn, aber die Konsequenzen waren absehbar: Seit letzter Woche fluten Links zu Virendownloads, Pornographie und illegalen Websites die Kommentare. Linkverkürzer machen es möglich, dass viele User diese Malware gar nicht erkennen. Die fehlende Zeichenbegrenzung führt zu einer Masse an Spam-Kommentaren, wie sie in acht Jahren YouTube noch nicht zu sehen war. Tatsächlich ging ein User so weit, dass komplette Skript des Films „Braveheart“ (sic!) unter das offizielle Update-Video von Google zu posten, um auf das Problem aufmerksam zu machen.
Engagierte YouTuber rufen mittlerweile dazu auf, die eigene Kommentar-Blacklist dazu zu benutzen, um alle Links in den eigenen Kommentaren zu unterbinden, solange diese Probleme nicht behoben sind. Für Spam-Kommentare mit unbegrenzter Zeichenlänge ist das leider keine Lösung.
Was das ganze auf die Spitze treibt: Die neue, automatisierte Spam-Abwehr funktioniert nicht. Zahlreiche User haben gemeldet, dass der Großteil ihrer markierten Spam-Kommentare völlig normale Beiträge sind, während die schädlichen Posts meist unangetastet bleiben. Noch erschreckender daran ist, das die markierten Beiträge momentan nicht in einer zentralen Ansicht aufgelistet werden, sondern dem Moderator nur als „ausgeblendet“ unter den jeweiligen Videos erscheinen. Das macht es Channels mit vielen Videos de facto unmöglich, alle fälschlich markierten Kommentare freizuschalten.
Unübersichtliches Google Plus
Das eigentliche Problem des Updates ist für die Channel-Betreiber aber das neue Backend: Es gibt nämlich keines mehr. An die Stelle der Inbox, in der der User Kommentare knapp aufgelistet (bei Bedarf ausklappbar mit Kurzinformationen) durchlesen und verarbeiten konnte, tritt nun sein Google-Plus-Profil mit seiner Unterseite „Notifications“.
Diese sieht aus wie die eigene Google-Plus-Übersichtseite oder Facebook-Timeline. Große Bilder, Kommentare darunter, dazu alle eigenen Uploads, Likes durch Zuschauer und Kommentare in einem einzigen unübersichtlichen Haufen. Wer hier schnell arbeiten will, um alle Kommentare zu beantworten, braucht eine Scroll-Einstellung von 10 Zeilen pro Mausraddrehung. Die großen Channels mit zwei Millionen Subscribern und mehr werden von dieser Neuerung meist nicht viel spüren – sie sind es gewohnt, nur einen Bruchteil von Fragen zu beantworten. Auch ihre Fans erwarten nichts anderes. Für kleine und mittlere Content-Provider ist das Beantworten möglichst aller weiterführenden Kommentare dagegen extrem wichtig – dieser direkte Rückkanal erzeugt das einzigartige Gemeinschaftsgefühl der einzelnen Channels. Viele YouTuber pflegen diese innige Beziehung zu ihren Zuschauern bereits seit vielen Jahren, mitsamt eigener Erkennungsfloskeln, Memes und der gemeinsamen Diskussion beliebter Serien. Fragt man diese kleinen Content-Provider nach dem Grund, warum YouTube für sie so wichtig ist, dann antworten viele: Der direkte, aktive Rückkanal und die vielen einzigartigen Channels ist ihnen lieber als passive Unterhaltung wie im klassischen Fernsehen.
Mit der Deaktivierung der Inbox wird das Beantworten von Kommentaren nun deutlich länger dauern. Jene kleinen YouTuber, die in ihrer Freizeit Content erstellen, bearbeiten und hochladen, wird das hart treffen: Sie können schlicht nicht mehr alle Kommentare moderieren.
Verdient sich ein kleiner Channel zudem ein bisschen Geld durch eine YouTube-Partnerschaft, wird er doppelt bestraft: Um beispielsweise einen Kommentar in seinem Kontext zu sehen, konnte vor dem Update in der Inbox die Kommentarspalte ohne das entsprechende Video geöffnet werden. Diese Möglichkeit besteht jetzt nicht mehr. Der einzige Ausweg: Aufrufen des eigenen Videos. Genau das dürfen Partner aber nicht zu häufig tun, da sie hierdurch ihre Einnahmen durch Werbeanzeigen manipulieren könnten. Hier drohen sogar Betrugsstrafen.
Videosharing vs. Netzwerken
Der letzte große Kritikpunkt ist der Algorithmus, nach dem die Kommentarthreads geordnet werden. Bisher war die Kommentarspalte eine rein chronologisch geordnete Timeline, darüber die zwei Top-Comments, ermittelt nach ihrer Like-Zahl. Mit dem Update wird diese standardmäßig durch einen Algorithmus geordnet, ähnlich wie bei Facebooks Edgerank. Die Relevanzkriterien sind folgende:
Hier bedient sich Google des gleichen Filterbubble-Prinzips wie bei seiner Suche. Nundu Janakiram, Product Manager für YouTube, sagt dazu offiziell:
Die Probleme sind hier, wie auch bei Facebooks Edgerank, absehbar: Anstatt den Dialog zwischen Channel-Betreiber und Zuschauern zu fördern, werden hier manche Kommentatoren schlicht aus der Diskussion ausgeblendet. Nebenbei werden Heavy-User von Google Plus unfair bevorteilt. Was bei der Google-Suche zu einem schnellen Finden verwandter Informationen führt, ist für die Kommunikation ein Albtraum, weil zahlreiche Zuschauerstimmen scheinbar verschwinden. Da aufgrund der fehlenden Inbox für Kommentare das Beantworten von Zuschriften länger dauert, wird sich die Zahl der Dialoge damit zwangsweise verringern.
Das sehen auch viele kleine und mittlere Channels als Problem: Sie argumentieren, dass alle Kommentoren gleich viel wert sind und fordern ein timeline-basiertes System, dass immer die Threads nach oben stellt, in denen kürzlich Kommentare geschrieben wurden. Das Rating der Kommentare, so ihre Meinung, sollte eher den Usern überlassen werden als Google Plus.
Zusammenfassung
Es ist fraglich, ob sich Google mit dieser weiteren Integration von YouTube in Google Plus einen Gefallen getan hat. Viele Nutzer kritisieren, dass sich YouTube als Plattform um Videouploads und -konsum drehe – in absolutem Widerspruch zum personenbasierten Netzwerkansatz von Google Plus. Sie beschreiben Google Plus als „falsches Tool für den Job“, da seine Funktionen für YouTuber keine Bedeutung haben und die benötigte Anmeldung nur Mehraufwand bedeutet.
Zudem wird das Update mehrheitlich als Vorwand gesehen, über eine erfolgreiche Plattform mehr Google-Plus-Nutzer zu werben. Die Frustration über Google Plus wird nicht auf YouTube bleiben – und außer einigen hunderttausend Accountleichen wohl wenig an dessen Zugriffszahlen ändern. Da Google bislang nicht auf die weitläufige Kritik reagiert hat (bis auf ein 26-sekündiges Troubleshooting-Video), ist zu befürchten, dass viele Internetuser Googles Netzwerk aus Trotz nie wieder positiv gegenüberstehen werden. Damit ist der Konzern zwar einen Schritt weiter auf dem Weg zu einem übergreifenden System über alle Google-Services, aber diese negative PR war das wohl kaum wert.
Über den Autor
„Wir retten ja alle keine Leben” ist ein Spruch, den wir uns im Team manchmal sagen, um Druck aus einer Aufgabe zu nehmen. Bei Michelle stimmt das nur teilweise, denn wenn sie nicht für uns in der queststadt Workshops vorbereitet, rettet sie als Krankenschwester auf der Neugeborenen-Intensivstation wirklich und in echt tatsächlich Leben.
Ihre Stresstoleranz ist hoch und auch knappste Timings entlocken ihr nur ein müdes Lächeln (was garantiert nicht an der Nachtschicht vom Abend davor liegt).
Michelle hat immer Lust auf Neues – und auch wenn ihr Job im Krankenhaus jeden Tag neue Herausforderungen bringt, freut sie sich, bei uns ein bisschen quäntchen-Luft zu schnuppern. Die queststadt ist ihr Metier und wir sind dankbar, sie in ihren ruhigen Händen zu wissen.
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