The Länd of the Future, Junger Kongress zum Thema Klimaschutz
Für und mit dem Netzwerk Junges Engagement durften wir die Veranstaltung planen und moderieren.
Jahr für Jahr neue Rekordmarken. Drei Tage re:publica, sieben Bühnen, 465 Referenten, 5000 Teilnehmer mit 6800 Geräten in einem diesmal fast tadellos funktionierenden WLAN. Alles größer, alles besser? Leider nicht.
Klar: Auch auf der #rp13, Deutschlands größter Konferenz für Blogger, Netzaktivisten und Netzaffine in Berlin, waren unter den fast 500 Sessions echte Knaller.
Beeindruckend war es, als die kubanische Bloggerin Yoani Sánchez berichtete, wie man es in einem Land, in dem eine Stunde Internet fast ein Monatsgehalt kostet, schafft zu bloggen und zu twittern. Beeindruckend auch der Blick in die Zukunft von und mit Johannes Kleske, der, wie viele von uns, am Mediencampus Dieburg studierte. In „Das Ende der Arbeit – Wenn Maschinen uns ersetzen“ zeigte er auf, welche Chancen, Herausforderungen und Veränderungen die Technisierung der Welt mit sich bringt. Wird die Zukunft ein „digitales Athen“, in dem die Menschen der Kultur, Politik und Wissenschaft frönen, während die Maschinen die Arbeit übernehmen? Oder wird die Zukunft eine Dystopie, in der die Menschen zu Sklaven der Maschinen werden? Die Wahrheit, vermutet Kleske, wird wie immer irgendwo dazwischen liegen.
Auf den Punkt brachte Ben Scott den aktuellen Diskurs um die Netzneutralität, das netzpolitische Thema dieser re:publica. Und die beste Nachricht zum Schluss: Trotz des Netzgemeinde-Mimimis wurde gelacht: Christian Heller und Snibeti Snab präsentierten Geschichte, Forschungsstand und ein bisschen Kontroverse zu Internet-Memen und Marcus Brown, Creative Director von We Are Social Germany, gab Einblick in das Leben des Stalkers „Jack the Twitter“.
Diese Sessions, der Social-Media-Buzz und die vielen Journalisten, die die Themen aus der Blubberblase „re:publica“ in die Medien bringen, sind die gute Seite der Konferenz. Die schlechte Seite ist, dass die Konferenz aus ihrer Stellung, den Menschen und Journalisten, die sie für drei Tage nach Berlin lockt, zu wenig macht. Liebe Macher der re:publica, liebe Teilnehmer der re:publica, das geht besser!
Ben Scott, Laurie Penny, Cory Doctorow – zunehmend gelingt es, Speaker aus der ganzen Welt nach Berlin zu holen. Trotzdem schmort die Konferenz im eigenen Saft. Dass manche Speaker einen Stammplatz im Sessionplan sicher zu haben scheinen, wäre kein Problem, wenn sie jedes Jahr einen relevanten Talk auf die Bühnen der re:publica brächten. Tun sie aber nicht. Und mit Verlaub: Ich frage mich, warum Mercedes Bunz schon wieder die Möglichkeit zum (mehr oder weniger) unvorbereiteten Palaver bekommen hat. Warum Sascha Lobo, der – das muss bei all dem ungerechtfertigten Lobo-Bashing auch gesagt werden – regelmäßig für eines der Highlights der Konferenz sorgt, seine Rede zur Lage der Webnation zum zweiten Mal als „Überraschungsvortrag“ deklarieren darf.
Dies, so wie die blumigen Sessiontitel und -beschreibungen werden den Möglichkeiten, die diese Konferenz bietet, nicht gerecht. Klar: Die re:publica lebt auch davon, dass sie trotz 5000 Besuchern „familiär“ geblieben ist und die „Familienoberhäupter“, die Jahr für Jahr als Speaker dabei sind, tragen ihren Teil dazu bei. Doch wollen die Macher insbesondere ihre Herzensangelegenheiten Netzpolitik und Digitale Gesellschaft weiterbringen, müssen sie die Konferenz öffnen: weniger erste Generation, mehr zweite und dritte Generation. Und überhaupt: weniger Familie, mehr Freunde oder noch besser: auf den ersten Blick völlig Fremde. „Seit Jahren sind es die gleichen Köpfe, die aus einem inneren Zirkel Sachen nach außen tragen“, mahnt Andreas Grieß auf meedia. „Neue Gesichter oder gar Nachwuchs sieht man auf der re:publica kaum. […] Hier treffen sich weiterhin die Zwanziger bis Vierziger zum Vernetzen und Biertrinken“, schreibt Meike Laaff in der taz. Das geht besser, re:publica!
„Ich habe vor lauter guten Gesprächen kaum eine Session gesehen“ – ein Satz, den ich auf der re:publica unzählige Male hörte, wenn ich andere Teilnehmer nach ihren persönlichen Highlights fragte. Klaro, auch ich habe jede Menge gute Sessions für Gespräche oder eine Verschnaufpause auf den „Affenfelsen“ sausen lassen. Das Problem ist eine Haltung, die sich im Publikum einzuschleichen scheint: „Ich habe das gar nicht mehr nötig, Sessions zu sehen. Ich bin zum Netzwerken hier“.
Ich behaupte: Wir haben es nötig! Nicht nur fürs Reden, auch fürs Zuhören muss Platz sein in drei Tagen re:publica. Leads sind das eine, das Web ist das andere. Nehmt Themen, Erkenntnisse, Wissen mit aus den Sessions, diskutiert sie und tragt sie ins Web und in die Welt!
…waren es drei tolle Tage in Berlin. Für die nächste re:publica wünsche ich mir weniger Inside, mehr Outside, weniger alte und mehr neue Gesichter. Zumindest bei den Speakern. Alle anderen dürfen gerne wiederkommen. Besonders die Jungs und Mädels aus dem Rhein-Main-Gebiet. Nächstes Jahr machen wir einen Reisebus voll und gehen mit RheinMainRocks on Tour!
(Foto: Gregor Fischer CC-BY 2.0)
Über den Autor
Das ist Tobi. Tobi ist Diplom-Online-Journalist, stolzer Papa und war vor trölf Jahren Mitgründer von quäntchen + glück. Seitdem hat er nie das Unternehmen, wohl aber seine Jobs gewechselt. Erst entwickelte er Content- und Social-Media-Strategien, dann konzipierte er Websites, heute moderiert er richtig gute Workshops und begleitet Veränderungsprozesse. In cool nennt sich das Facilitation. Es ist das, was er will, das was er kann und das was die Welt braucht. Und wenn die Welt zu hochtrabend klingt, dann eben Unternehmen, NGOs, Kommunen, Quartiere, Teams. Ihnen zu helfen, selbstorganisierter, effizienter, demokratischer, soziokratischer, achtsamer, kreativer und mit ganz viel Spaß und Energie an der Zukunft zu arbeiten, ist seine Leidenschaft.
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